Chronik
Die ersten Jahre des vorigen Jahrhunderts waren gerade in unserem ländlichen Gebiet geprägt von Not und Armut und die Menschen in der damaligen Zeit führten ein entbehrungsreiches und kärgliches Leben, welches von harter Arbeit geprägt war. Auch in Heidersbach war der Tagesablauf der Einwohner voll und ganz darauf ausgerichtet für den Lebensunterhalt zu sorgen und die Freizeit, sofern es überhaupt welche gab, war mehr als knapp bemessen und die Kriegsjahre 1914 / 18, wie die Jahre danach, hinterließen im Ort Trauer, Not und Elend.
Doch der Männergesangverein "Liederkranz", im Jahre 1917 gegründet, schuf erste Ansätze, kulturelles Leben in Heidersbach zu wecken. Daraus reifte der Gedanke, mit jungen musikbegeisterten Männern eine Blaskapelle zu gründen und tatsächlich gelang es solche zu finden und der wagemutige Plan wurde in die Tat umgesetzt. Die Gründer der Kapelle waren: Karl Eichhorn, Alois Henn (Bäcker), Heinrich Knodig, Wilhelm Münch, Peter Noe (Linde), Arthur Pfeiffer, Emil Schmitt (Baumwirt) und Karl Weber (Ziegelhüttenstr.).
Sie waren die Idealisten, die im Jahre 1920 in der "Linde" eine Musikkapelle aufbauten. Es war ein ehrgeiziges Unterfangen, einen Verein sozusagen aus dem Nichts heraus zu gründen. Die nötigen Instrumente wurden in Eigenregie finanziert, was eine enorme Belastung für die jungen Idealisten bedeutete.
Mit dem Idealismus kamen auch die ersten Probleme. Die Beschaffung von Instrumenten war schwer. Geld fehlte an allen Ecken und Enden. Mit Lehrer Mölbert, der an der Schule Limbach unterrichtete, hatte man anfangs einen Ausbilder für den theoretischen Teil gefunden. Doch nach dessen Versetzung musste man nach Aushilfe Ausschau halten. Die lerneifrige Musikergruppe sah sich schon in eine erste Krise versetzt. Doch umgehend erklärte sich Oberlehrer Richard Amann, der an der Schule in Heidersbach unterrichtete, bereit, die Musiker nahtlos weiter auszubilden und zu betreuen. Zukunftschauend wurden Instrumente von einer Musikfirma in Klingental (Thüringen) bestellt. Die Instrumentenschuld belief sich auf 1.400,-- RM, die eine große Belastung der finanzschwachen Musiker bedeutete. Doch ein kurz anberaumtes Musikfest, an dem sich zehn Musikkapellen beteiligten, löschte durch einen Reingewinn die finanzielle Schuld.
Mit der Zeit erkannte man immer mehr, dass die 8-Mann-Kapelle für die Ausrichtung und Auftritte von Veranstaltungen in den Nachbarorten relativ schwach ist. So beriet man sich und fasste den Entschluß im Ort Ausschau nach neuen Musikern zu halten. Die Freude an der Blasmusik, sowie die Begeisterung für das Musizieren weitete sich im Verlauf der Jahre auf die Einwohner aus, und so zählte im Jahre 1929 die Kapelle bereits 22 Musiker. Die neu hinzugekommenen waren: Karl Weckbach, Valentin Henn, Robert Dörr, Friedrich Ehrmann, Karl Gramlich, Valentin Rhein, Karl Dörr, Emil Neumann, Alois Henn II, Josef Schulz, Wilhelm Henn, Karl Noe, Franz Lutz und August Scheuermann.
Die Musikkapelle wuchs und mit ihr auch der Musikverein mit seinen damals 25 passiven Mitgliedern. Doch ein zweites Mal kam die Sorge um die Beschaffung neuer Instrumente auf. Trotzdem erlernte man theoretisch die "geheimnisvolle" Notenschrift für die Grundlage des Musizierens. Dirigent Karl Seeberger beriet mit dem Verantwortlichen seiner Zeit über die Neuanschaffung der erforderlichen Instrumente. Im Jahre 1931 veranstaltete der Musikverein sein zweites öffentliches Musikfest, das auf dem heutigen Sägewerkplatz Wursthorn veranstaltet wurde. Tische und Bänke wurden in Eigenarbeit gezimmert. Ein Kletterbaum (Tanne) in luftiger Höhe, mit begehrten Süßigkeiten und Würstchen umrankt, brachte wahre Begeisterung bei der Jugend. Neben der Festkapelle wirkten noch befreundete Blaskapellen aus Oberschefflenz, Limbach, Mosbach, Neckarelz, Wagenschwend, Billigheim und Mudau mit. Auch der örtliche Gesangverein "Liederkranz" leistete mit seinen Liedvorträgen zum Gelingen des Festes seinen Beitrag. Der Festtag war für die Kapelle ein finanzieller Erfolg. So konnte man an die Neuanschaffung von Instrumenten gehen.
Die Kapelle 1931 mit Dirigent Karl Seeberger
Die Jahre um 1933 (Nationalsozialistische Zeit) sowie der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) waren schwierige Jahre auf musikalischer Ebene. öffentliche Auftritte waren lt. Gesetz verboten, doch bei den kirchlichen Hochfesten Fronleichnam und Weißer Sonntag wusste man das Verbot zu umgehen, so dass die beiden liturgischen Festtage traditionsgemäß umrahmt wurden.
Neugründung nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahre 1956
Am 26. Februar 1956 fand im Gasthaus "Zur Traube" eine Versammlung zur Gründung einer jungen Musikkapelle statt. Impulse hierfür gingen von Adam Eichhorn und Josef Lutz aus. Viele ehemalige Musiker der "alten" Garde mussten altersbedingt mit Wehmut ihr Instrument zur Seite legen. Sozusagen ein Abschied für immer. Zwei junge Musiker Emil Neumann und Karl Dörr waren im Krieg gefallen. Ein kleiner Teil der "Ehemaligen" reihte sich nochmals in die neu gegründete Musikkapelle mit ein. Karl Weckbach war einer der ersten "Alten", die den jungen "Musikanfängern" mit Rat und Tat zur Seite standen. Theorie und Praxis gab er an die musikbegeisterten Leute der Kapelle weiter. Noch im gleichen Jahr 1956 nahm die junge Kapelle, obwohl mit kleinem Notenrepertoire, bei einem Landesjugendtreffen in der Stadthalle in Ettlingen teil. Der Erfolg war begeisternd.
Auch ein Musikfest wurde durchgeführt. Der Festplatz war damals unterhalb der Kirche. Der noch junge Verein hatte dank der Teilnahme einiger Gastkapellen und dank des großen Interesses seitens der Einwohnerschaft ein erfolgreiches Fest hinter sich gebracht. Dadurch konnte der Musikverein den immensen Schuldenbetrag, der bei der Neugründung entstanden war, abtragen. Waren es doch nahezu 2.000 DM, die auf den Musikern lasteten. Bürgen waren Valentin Rhein und Josef Wursthorn.
Die Kapelle bei der Neugründung 1956 mit Dirigent Herbert Tritschler
Im Jahr 1958 schloss man sich dem Blasmusikverband Odenwald-Bauland an, der die Interessen der Vereine vertritt. Vorwärts sollte es gehen auch auf musikalischer Ebene. Zweiter Vorstand Josef Wursthorn konnte mit Herbert Tritschler aus Lohrbach einen neuen Leiter verpflichten.
Das Marsch- und Volksliederrepertoire der Kapelle zeigte unter seiner zweijährigen Dirigententätigkeit bereits achtbaren musikalischen Erfolg. 1958 tritt Emil Pfetzer aus Mosbach die Nachfolge von Herbert Tritschler an. Hatte H. Tritschler weitgehend mit den Musikern ein breitgefächertes Unterhaltungsangebot einstudiert, so war es Pfetzers Wille, die junge Kapelle auf konzertanter Ebene intensiv aufzubauen, jedoch ohne dabei auf das Unterhaltungsprogramm zu verzichten.
Emil Pfetzer war die geeignete Person, die Kapelle durch seine unermüdliche Dirigententätigkeit zu Besonderem hinzuführen. So hat man sich bereits im Mai 1960 zur Teilnahme am Wertungsspiel in der Erftalhalle in Hardheim entschieden. Das Pflichtstück "Der Bläserruf" von Vorbach und die Ouvertüre "Hans im Glück" bewertete die Jury mit der Note "sehr gut" in der Unterstufe.
Die Kapelle 1969 mit Dirigent Emil Pfetzer
Ein weiteres Wertungsspiel unter E. Pfetzers Leitung fand in Neckarsteinach statt. Allgemeine Lärmbelästigung im Zelt, auf dem Neckar und der Straße beeinträchtige die Vortragsreihe der teilnehmenden Vereine. So wurden derartige Wertungsspiele nur noch in geeigneten Räumlichkeiten zugelassen.
In den 16 Jahren seiner Tätigkeit als Dirigent der Heidersbacher Musikkapelle war E. Pfetzer allseits beliebt und bekannt und er überzeugte die Zuhörer bei den zahlreichen Auftritten mit seiner Kapelle. Krankheitsbedingt musste er im Jahre 1974 seine Tätigkeit beim Heidersbacher Musikverein aufgeben.
Der Musikverein 1971 (Dirigent Emil Pfetzer)
Unzählige Veranstaltungen wie z.B. an Fastnacht in Buchen, Heidersbach und im Taubergrund, sowie bei Altenfeiern, Musik -, Feuerwehr- und kirchlichen Hochfesten sind Zeugnisse seiner 16jährigen Dirigententätigkeit. Hervorzuheben sei auch die langjährige Ausbildung von Jungen und Mädchen zur späteren Integration in die aktive Kapelle die Lothar Keller zum Wohle des Vereines erbracht hat.
Die Kapelle 1976 mit Dirigent Lothar Keller
Ein großer Festzug der 22 Gastkapellen mit den örtlichen Vereinen, sowie ein Gesamtchor unter Leitung von Verbandsdirigent Anton Renner, Neudenau, war Höhepunkt und Werbung für die Blasmusik. Eine eigene Schülerkapelle unter der Leitung Lothar Kellers, mit Ferdinand Kahlich und Albert Ehrmann, wie auch durch Karl-Heinz Langner und Walter Trunzer war der große Erfolg der damaligen Ausbilder.
Für besondere Verdienste um die Blasmusik wurde Lothar Keller im Jahre 1988 für 40jähriges engagiertes Wirken als Dirigent seitens des Blasmusikverbandes Odenwald-Bauland geehrt und ausgezeichnet. Bis ins Jahr 1990 war er unserem Verein ein engagierter und emsiger Leiter, der es verstand seine Aktiven zu motivieren und der großes Ansehen auch in der Bevölkerung von Heidersbach genoss. Ihm sei Dank und Anerkennung für die Verdienste um die Blasmusik.
Lothar Keller und seine Heidersbacher Musiker
1982
1985
1990
Nachdem bereits ein Ausbilderlehrgang (C2) seitens des Blasmusikverbandes mit 30 Teilnehmern im Heidersbacher Vereinsheim durchgeführt wurde, wusste man seitens des Verbandes, dass Heidersbach als zentraler Platz für einen Dirigentenlehrgang (C3) der geeignete Ort sei. An diesem Lehrgang mit etwa 30 Teilnehmern, die sich in 120 Unterrichtsstunden in Theorie und am Instrument Kenntnisse erworben haben, nahm auch Frank Weber aus Dallau teil. Dieser wurde dem damaligen Vorsitzenden Alois Schulz, durch den Verbandsdirigenten Anton Renner, als neuen musikalischen Leiter für die Heidersbacher Kapelle empfohlen.
Die Suche nach einem jungen und dynamischen Dirigenten war mit Frank Weber erfolgreich. Mit viel Wissen, Können und Routine nahm er seine Arbeit als junger Dirigent auf. Werke alter Meister waren ihm ebenso vertraut wie moderne Kompositionen der heutigen Jahre. In den Jahren seiner musikalischen Dirigentenarbeit bei der aktiven Musikkapelle erfuhr die Kapelle eine achtbare Steigerung.
Das Streben des jungen Dirigenten Frank Weber, die Heidersbacher Kapelle in die Rangordnung "Mittelstufe" zu führen, ist unter seiner Regie gut gelungen. Am 24.04.94 beim Wertungsspiel in Hardheim trat die Kapelle erstmals in der Mittelstufe vor die Jury. Das Selbstwahlstück "Das Lied der Alpen" von Sepp Tanzer und das Pflichtstück "Schwarzwald-Rhapsodie" von Kurt Rehfeld werteten die Preisrichter mit einem 1. Rang. Einen erfreulichen guten Erfolg verzeichnete die Kapelle beim Wertungsspiel in Mosbach im Jahre 1994 mit den Vortragsstücken "Der Evangelimann" und "Impressions". Hierbei schnitt man "mit sehr gutem Erfolg" ab. Das vorerst letzte Wertungsspiel fand am 6.Mai 2000 in Seckach statt. Auch hier konnte man sich mit "Capriccio Pannonia" und dem "Ausburger Tafelkonfekt" einen "sehr guten Erfolg" erspielen.
Ebenfalls im Jahre 2000 feierte man im Rahmen eines großen Musikfestes sein 80jähriges Jubiläum. Höhepunkte hierbei waren ein großer Festumzug mit allen örtlichen Vereinen und einem anschließenden Massenchor auf dem Sportplatz sowie die Durchführung des "Großen Zapfenstreiches" zusammen mit den Kapellen aus Limbach und Wagenschwend mit anschließendem Feuerwerk ebenfalls auf dem Sportplatz in Heidersbach.
Stammorchester im Jahr 2000
Jugendkapelle im Jahr 2000
Festumzug 2000
Festumzug 2000
Juni 2002